Stolperstein für Dr. Hellmut Späth
Pressemitteilung, Stand: September 2010
Feierliche Stolperstein-Enthüllung zum 290. Unternehmensgeburtstag
Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister von Berlin, wird beim Traditionsfest zum 290. Geburtstag der Späth’schen Baumschulen einen Stolperstein für Dr. Hellmut Späth enthüllen. Der Firmeninhaber in sechster Generation war im Februar 1945 von den Nationalsozialisten im KZ Sachsenhausen erschossen worden.
Der 1. März 1943 war ein einschneidendes Datum in der Firmengeschichte der Späth’schen Baumschulen: Dr. Hellmut Späth, Firmeninhaber der Baumschulen Späth in sechster Generation, wurde von den Nationalsozialisten verhaftet, unter Schutzhaft gestellt und zu einem Jahr Haft in Bautzen verurteilt. Die Anschuldigungen lauteten auf „Kriegswirtschaftsvergehen“.
Tatsächlich aber war sein fortdauernder Umgang mit Juden der NSDAP ein Dorn im Auge. Sein sofort nach der Verhaftung erfolgter Parteiausschluss wurde damit begründet, dass „… die charakterliche Einstellung des Dr. Späth mit nationalsozialistischer Auffassung nicht nur nicht übereinstimmt, sondern ihr diametral entgegengesetzt ist.“ (NSDAP Kreisgericht 10 Berlin-Neukölln, 1943).
Schon 1937 hatten führende NSDAP-Vertreter empört den Saal verlassen, als Dr. Hellmut Späth auf einer großen Feier die gartenkulturellen Errungenschaften Englands und Frankreichs als vorbildlich würdigte. Seit 1939 sah er sich fortwährenden Anfeindungen ausgesetzt. Argumente für die Verhaftung hatte sich die NSDAP durch eine angesetzte Gestapo-Spionin im Privatbüro von Dr. Hellmut Späth verschafft. Sie verriet das Versteck von privaten Briefen und Korrespondenz, deren Inhalt für eine Verurteilung wegen Kriegswirtschaftsvergehen die offizielle Voraussetzung lieferten.
Dr. Hellmut Späth wurde nach seiner Haft in Bautzen aber nicht entlassen, sondern ohne weiteres Verfahren im November 1944 als politischer Häftling in das KZ Sachsenhausen überführt und dort am 15. Februar 1945 um 18.20 Uhr auf Befehl des Leiters des Reichssicherheitshauptamtes, Ernst Kaltenbrunner, erschossen. (Feststellung des Sowjetischen Militärtribunals in Sachen KZ-Lagerarzt Baumkötter)
„Das Unrecht reißt nach Ende des zweiten Weltkriegs aber nicht ab. 1947 werden seine beiden Kinder, die halbjüdische Tochter Dagmar aus erster Ehe und sein vierjähriger Sohn Manfred von den kommunistischen Machthabern unter dem Titel „Naziaktivisten und Kriegsverbrecher“ enteignet. Dazu wurde Dagmar Späth der Status „Opfer des Faschismus“ wieder aberkannt. Der Protest des eigenen Rechtsamtes, Sippenhaft gebe es nicht mehr, wird übergangen. Damit die Lüge, Dr. Hellmut Späth habe der NSDAP 10.000 Reichsmark testamentarisch vermacht, nicht auffliegt, wird von den kommunistischen Machthabern sogar das Verschwinden der Nachlassakte organisiert.“ Christoph Rechberg, Geschäftsführer Baumschulen Berlin-Baumschulenweg GmbH
Auf dem Traditionsfest am 18. und 19. September 2010 wird die Geschichte des 1720 gegründeten Unternehmens mit den erst jetzt ermittelten Geschehnissen aus der Zeit des Nationalsozialismus, den Anfängen der DDR und dem wiedervereinigten Deutschland bis zur Reprivatisierung 1997 in einer Ausstellung präsentiert.
Auch das historische Gästebuch von 1884, seit kurzen wieder im Besitz der Späth’schen Baumschulen, wird erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Es enthält Eintragungen von Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck bis Bundespräsident a. D. Richard von Weizsäcker.
Stolperstein-Künstler Gunter Demnig hat 65 Jahre nach der Ermordung von Dr. Hellmut Späth einen Stolperstein angefertigt. Er wird während der feierlichen Eröffnung des Späth’schen Traditionsfestes im Beisein seines Sohnes Dr. Manfred Späth vom Regierenden Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit enthüllt.
Zugleich wird die Büste von Dr. Hellmut Späth, bislang in der Gedenkstätte Sachsenhausen zu sehen, am Eingang zum denkmalgeschützten Verwaltungsgebäude auf dem Späth-Gelände präsentiert.